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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 40

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
Aweites Kapitel 16401789 Zeitalter der unumschrnkten Frstengewalt bis zur franzsischen Revolution. Erster Abschnitt. Frankreich. Ludwig Xiii. 16101643. Auf Heinrich Iv.1) folgte in Frankreich sein Sohn Ludwig Xiii., der die Regierung seinen Ministern berlie, unter denen der Kardinal Herzog von Richelieu der bedeutendste war. Das Streben dieses hervorragenden Staatsmannes war darauf gerichtet, die Macht des Knigtums ganz unumschrnkt zu machen und Frankreich denvorrang vorallen Staaten Europas zu verschaffen, nachdem die habsburgifche Macht im Dreiigjhrigen Kriege fast ganz vernichtet war. In der Wahl der Mittel zur Erreichung dieses doppelten Zieles war Richelieu nicht bedenklich; er brach die Macht des hohen Adels, beschrnkte die Rechte der Hugenotten und, um Deutschlaub zu schwchen und die habsburgische Dynastie zu strzen, unter-sttzte er die Protestanten in Deutschlaub während des Dreiigjhrigen Krieges. Fr Frankreich hat Richelieu viel Gutes geleistet; er gab den Anla zur Vermehrung der Seemacht, erweiterte den Handel und frberte Kunst und Wissen-schaft, um den Nationalruhm zu heben und Knstler-und Gelehrte fr das Knigtum zu gewinnen. Ludwig Xiv. 16431715. 1. Die Zeit der vormundschaftlichen Regierung. Der Nachfolger Ludwigs Xiii. war sein Sohn Ludwig Xiv. Da Ludwig beim Tode seines Vaters erst fnf Jahre alt war, wurde eine vormundschaftliche Regierung eingesetzt, in Wirklichkeit aber fhrte der gewandte und verschlagene Mazarin, der Schler undnachfolger Richeliens, dasstaatsruder im Geiste seines Vorgngers weiter. Die Macht des Hochabels suchte er vollstnbig zu brechen, untersttzte die Feinde des Hauses Habsburg im Dreiigjhrigen Kriege und errang im Westflischen Frieden wichtige Erfolge fr Frankreich. 3) Siehe Ii, Teil, Seite 255.

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 86

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
86 an Stanislaus Leszczynski abtreten, nach dessen Tode es an Frankreich fallen sollte, was bereits 1766 geschah. Der Herzog Franz Stephan er-hielt als Entschdigung fr Lothringen das Herzogtum Toskana. /- 2. Die Pragmatische Sanktion. *) Karl Vi. hatte durch eiu Hausgesetz, Pragmatische Sanktion genannt, bestimmt, da die smtlichen zur sterreichischen Monarchie gehrigen Lnder nie geteilt werden, und da. falls er keine mnnlichen Nachkommen hinterlassen wrde, smtliche Lnder seiner Tochter Maria Theresia znsallen sollten. Die Anerkennung dieser Bestimmungen seitens der bedeutendsten deutschen und auerdeutschen Mchte suchte der Kaiser durch Versprechungen und Zugestndnisse zu erlangen. An dem Könige Friedrich Wilhelm I. von Preußen fand er einen zuverlssigen Bundesgenossen, dem er fr seine Untersttzung die Erbfolge in Jlich und Berg zusicherte (1728). }. echt Tod. Im Jahre 1740 erlosch mit dem Tode Karls Vi. der deutsch-habsburgische Mannesstamm, der fast ein halbes Jahrtausend segensreich in Osterreich geherrscht hatte. Maria Theresia, die lteste Tochter Karls Vi. und die Gemahlin des Herzogs Franz Stephan von Toskana, wurde die Erbin der sterreichischen Lnder und die Stammmutter des noch heute regierenden habsburgisch-lothringischen Herrscherhauses. Fnfter Abschnitt. Greuen. König Friedrich Il, der Groe. 1740- 1786. Wahlspruch: Fr Ruhm und Vaterland."2) ], Per Kronprinz Ariedrich. I. Seme Erziehung. Friedrich Ii. wurde am 24. Januar 1712 in Berlin geboren. Seine Erziehung und Pflege erhielt er von einer eingewanderten, allgemein geachteten Franzsin, der Madame de Noueoulles, welche schon seines Vaters Erzieherin gewesen war; der eigentliche Lehrer war der talentvolle Franzose Dnhan de Jan dun. Unter pragmatischer Sanktion versteht man ein von verschiedenen Staaten nach gegenseitiger Vereinbarung festgestelltes Staatsgrundgesetz, das fr ewige Zeiten in Kraft bleiben soll. 2) Pro gloria et patria."

3. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 44

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
44 ^ Pfalzische oder dritte Raubkrieg. (1688-1697). ^renb ^ mit Trken im Kriege lag. suchte Ludwig seine Lnder- aus Kosten Deutschlands zu befriedigen. Er war Schwager der Pfaw graftn Elisabeth Charlotte, der Gemahlin des Herzogs von Orleans. Als der Kurfürst Karl von der Pfalz starb, ohne Kinder zu hinterlassen, erhob Ludwig im Namen seiner Schwgerin Erbansprche auf mehrere pflzische Frstentmer und lie auch sofort seine Truppen in die Rheinlands einfallen. Die Einwohner wurden beraubt und mihandelt, zahlreiche Drfer und Städte gingen in Flammen ans, das stolz e Heidelberger Schlo san k in Trmmer der Dom zu Speier wurde zerstrt und sogar die Gruft der dort ruhenden Kai)er m srevelhafter Weise geschndet. Zunchst nahmen sich mehrere deutsche Fürsten der hartbedrngten Gegenden an, besonders der Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenbura' et zog an den Rhein, eroberte Kaiserswerth und Bonn und zwang die Franzosen zum Rckzugs Als sich dann Holland und England mit Deutschland verbndeten, entbrannte ein europischer Krieg, der neun Jahre lang mit der grten Anstrengung und mit wechselndem Kriegsglcke zu Wasser und zu Lande gefhrt wurde. Zu Ryswijk (Reiweif)1), einem Dorfe beim Haag, kam es tm Jahre 1697 zum Frieden. Freiburg wurde von den Franzosen herausgegeben, Elsa nebst Stra brg blieben bei Frankreich. England. England, das durch den im Jahre 1215 unterzeichneten Groen ^reiheitsbrief" (Ii. T. S. 174) die Grundlage fr feine Staatsverfassung schuf und parlamentarisch regiert wurde, blieb von dem Absolutismus frei. 1. Die beiden ersten Stuarts. Nach dem Tode der Knigin Elisabeth (Ii. T. S. 256) bestieg Jakob I. (16031625), der Sohlt Maria Stuarts, den englischen Knigsthron und vereinigte als König von Grobritannien England, Schottland und Irland zu einem gemeinsamen Reiche. Seine verschwenderische Hofhaltung, seine Abhngigkeit von unwrdigen Gnstlingen und seine Hrte gegen seine katholischen Untertanen erregten eine groe Unzufriedenheit. Der Versuch, ihn während einer Parlamentssitzung in die Lust zu sprengen (Pulver-Verschwrung), wurde uoch frhzeitig entdeckt; die Teilnehmer an dieser frevelhaften Tat wurden hingerichtet. Sein Sohn und Nachfolger Karl I. (16251649) suchte mglichst unumschrnkt zu regieren und berief deshalb das Parlament jahrelang nicht zusammen. Durch seine kirchlichen Neuerungen, besonders auch durch die Einfhrung der bischflichen Kirchenverfassung bei den presbyterischen Schotten machte er sich vollends verhat. Es kam zu einem Kriege zwischen ihm und dem Parlament; spottweise nannte man die Anhnger des Knigs Kavaliere", feine Gegner nach ihrem kurzgefchnittenen Haar ') Den Frieden nannte man spottweise: Rei-weg--Frieden".

4. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 83

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
Leibwache der Streichen lste er auf und schickte seiue^Schwester von neuem iu ein Kloster, wo sie 'in strenger Haft die letzten Tage ihres Lebens verbrachte. Die Frchte seiner Regierung zeigten sich in groem Mae. Mit Hilfe zahlreicher fachkundiger Auslnder lie er Kriegs- und Handelsschiffe bauen, Fabriken errichten, Bergwerke anlegen, Schulen und Buchdruckereien ins Leben . rufen. Im Jahre 1703 legte er den Grund zur Erbauung der Stadt St. Petersburg, die an Stelle Moskaus die Hauptstadt des Reiches, eiu zweites Amsterdam und die Beherrscherin der Ostsee werden sollte. Zur Erreichung seines zweiten Zieles, sesten Fu an dem Bal-tischen Meere zu fassen und sich zum Herrn der Ostseelnder zu macheu, verband sich Peter mit dem Könige von Polen, Anguft Ii., dem Starken, und dem Könige von Dnemark, Friedrich Iv., gegen den jugendlichen König Karl Xii. von Schweden. In dem sogenannten Nordischen Kriege verlor Schweden seine schnsten Lnder an der Ostsee, Livland, Estland, Ingermanland und den grten Teil von Karelien an Rußland. Am Tage des Friedeusschlusses wurde Peter als Kaiser und Selb st Herrscher-aller Reuen feierlich ausgerufen. 3. Seine Persnlichkeit. Iu Peter dem Groen verband sich eine gewaltige Krper kraft mit einer lebhaften Auffassung und einem starken Willen. Vollstndig unumschrnkt herrschte er der Staat und Kirche. Bis zum Ende seines Lebens war er unablssig bemht, das russische Volk zu heben und Rulands Macht zu erweitern und zu befestigen. So sehr er bestrebt war, sein Land der abendlndischen Kultur zu erschlieen, so blieb er doch eiu Herrscher voll Leidenschaft, Genusucht und ungestmen Wesens. Seine erste Gemahlin verstie er. seinen Sohn Alexis, gegen den er Mitrauen hegte, lie er zum Tode verurteilen; er starb aber uoch vorder Hinrichtung. Der Genu von Branntwein raubte ihm gar oft vollstndig die Herrschaft der seine wilden Leidenschaften. Aber bei allen seinen Schwchen und Fehlern nahm er doch den Ruhm mit ins Grab, die Gromacht Rulands begrndet zu haben. ipcr gordische Krieg. 17001721. 1. Karl Xii. im Glck. Kaum hatte der junge Schwedenknig Karl Xii. von dem Plane seiner Feinde gehrt, als er auch schon mit seinem Heere nach Seeland aufbrach, den König von Dnemark zum Frieden zu Travendal (bei Lbeck) zwang und dann nach Estland ber-setzte, wo die Russen eingebrochen waren und die Stadt Narwa belagerten. In einem hitzigen Kampfe wurde die fnffache russische Ubermacht besiegt. Es war die letzte Grotat schwedischer Waffen. Statt die errungenen Vorteile auszunutzen, wandte sich Karl gegen August Ii., den König der Polen, verjagte ihn und setzte den Woiwoden von Posen, Stanislaus Lesczynski, auf den polnischen Thron. So hatte der jugendliche Held zum Staunen der ganzen Welt in neun Monaten drei mchtige Könige besiegt. 2. Die Zeit des schwankenden Glckes. Karl brach darauf iu das sdliche Rußland ein, wurde aber hier von Peter dem Groen, der inzwischen unermdlich au der Ausbildung seines Heeres gearbeitet hatte, bei Poltawa (1709) vollstndig geschlagen. Nur mit Mhe flchtete er sich auf trkisches

5. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 84

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
81 ~ Gebiet, wo der berhmte Held mit kniglichen.ehren empfangen wurde. Er bewog die Trken zu einem Feldzuge gegen die Russen und schlo Peter der am Prnth eiu festes Lager bezogen halte, vollstndig ein. Dieser wre der-loren gewesen, wenn nicht seine Gemahlin Katharina durch Bestechung des Grovezlers freien Abzug erlangt htte. Whrend Karl hierauf seine Zeit mig in der Trkei verbrachte, vervollstndigte Peter seine Eroberungen an der Ostsee, die Dnen nahmen Bremen und Verden fort, August Ii. kehrte auf den polnischen Thron zurck, und der König Friedrich Wilhelm I. von Preußen besetzte Stettin. v 3. Karls Rckkehr nach Schweden und sein Tod. Vergebens ver-suchten die Trken, Karl Xii., der ihnen lngst unbequem geworden war, zur Nuckkehr zu bewegen; doch er blieb und suchte sich sogar mit Gewalt zu halten Als der Schwedenknig aber von den Fortschritten seiner Feinde, der traurigen Lage seines Landes und der Mistimmung seiner Untertanen gegen ihn hrte, kehrte er zurck. Wie im Fluge legte er den langen und beschwerlichen Weg vom sdlichen Rußland bis Stralsund zurck. Ter Ubermacht seiner Feinde war er nicht gewachsen; er mute wichtige Besitzungen abtreten, und als er sich fr den erlittenen Verlust entschdigen und den Dnen Norwegen entreien wollte, wurde er bei der Belagerung der Festung Friedrichshall in Norwegen von einer feindlichen Kugel getroffen. 4. Ter Friede. Trotz seiner groen persnlichen Tapferkeit und seiner bedeutenden militrischen Kenntnisse hat Karl Xii. durch seinen Eigensinn und seine geringe staatsmnnische Befhigung Schweden zu einer Macht zweite Ranges gemacht. Es verlor seine Besitzungen in Deutschland bis auf ein kleines Stck in Vorpommern; feine schnsten Gebiete an der Ostsee mute es an Rußland, das an Stelle Schwedens in die Reihe der europischen Gromchte eintrat-), abgeben. Deutschland. Kaiser Joseph. I. 1705 - 1711. Joseph I. folgte seinem Vater, dem Kaiser Leopold I., im Jahre 1705 in der Regierung und herrschte bis zum Jahre 1711. An dem Spanischen Erbfolgekriege nahm er zu guusteu seines jngeren Bruders Karl teil, unterdrckte einen Aufstand in Bayern und erklrte die Kurfrsteu voi! Bayern und Clu in die Reichsacht. Da er ohne mnnliche Nachkommen starb, wurde sein Bruder Kart Kaiser und Erbe der sterreichischen Besitzungen. Kaiser Kar! Vi. 17111740. 1. Seine Kriege, a) Seine Beteiligung am Spanischen Erbfolge kriege. Der unerwartete Tod Josephs 1. brachte Karl Vi. ') Vergleiche H. Linggs Gedicht: Karl der Zwlfte".

6. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 85

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
auf den deutschen Kaiserthron; seine Regierungszeit sllt mit der des Knigs Friedrich Wilhelm I. von Preußen zusammen. Da es das europische Gleichgewicht nicht erlaubte, da die gesamte Spanische Erbschaft mit sterreich vereinigt wurde, gab Karls Thron-besteiguug dem Spanischen Erbfolgekriege eine andere Wendung. Die brigen am Kriege beteiligten Mchte fanden sich mit Ludwig Xiv. im Frieden zu Utrecht ab, und als die Fortsetzung des Krieges fr Karl Vi. erfolglos verlies, sah auch er sich veranlat, Frieden zu schlieen, der im Jahre 1714 zu Rastatt zustande kam (. 70 und 71). / b) Seiue Beteiligung an dem Kriege gegen die Trken 17141718. Im Frieden von Karlowitz (an der Donau, nordwestlich von Belgrad) (S. 47) 'hatten die Trken Morea, den sdlichen Teil von Griechenland, an Venedig abtreten mssen. Als erstere nun versuchten, das verloren gegangene Gebiet den Veuetianern wieder zu entreien, fand Venedig an dem Kaiser einen mchtigen Bundesgenossen. Der kaiserliche Feldherr Prinz Eugen, der Sieger von Zentha, schlug die Trken bei Peter ward ein (1716) und im solgenden Jahre bei Belgrad bis zur Vernichtung. Sage und Lied lassen ihn noch heute als den gefeiertsten Helden der Trkenkriege er-scheinen.') Im Frieden zu Pafsarowitz (an der Donau, in der Nhe von Belgrad) (1718) verloren die Trken wichtige Gebietsteile, die aber spter (1739), als sich sterreich an einem Kriege der Russen gegen die Trken beteiligte, zum grten Teil wiedererlangt wurden. Save und Donau bildeten sortan die Grenze zwischen sterreich und der Trkei; Rußland bekam die wichtige Stadt Asow. /. c) Der Polnische Erbsolgekrieg 17331738. Nach dem Tode des Polenknigs August Ii., des Starken, whlte die Mehrheit des politischen Adels Stanislaus Leszczynski, den Schwiegervater-Ludwigs Xv. von Frankreich, die Minderheit August Iii., den Sohn Augusts Ii., zum Könige. Rußland, lie Stanislaus Leszczynski Der-treiben, und auch der Kaiser, der den Einflu Frankreichs in Polen be-frchtete, trat fr August Iii. ein. Frankreich verbndete sich jetzt mit Spanien und Sizilien, um d;e Wiedereinsetzung des Stanislaus Leszczynski mit den Waffen zu erzwingen. Die Verbndeten schlugen Karl Vi. in Lothringen und Italien, und. im Frieden zu Wien mute der Herzog Frauz Stephau von Lothringen, der zuknftige Gemahl von Karls Vi. Tochter Maria Theresia das Erbe feiner Vter, das alte deutsche Herzogtum Lothringen, ') Vergleiche das Volkslied: Prinz Eugen, der edle Ritter

7. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 111

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
111 Ihren Gatten, den Herzog Franz Stephan von Lothringen, der seit seinem fnfzehnten Jahre in Wien lebte, hatte sie, der Neigung ihres Herzens folgend, gewhlt. Sie war ihm eine hingebende Gattin, ihren Kindern eine liebevolle, sorgsame Mutter, und ihr sittenreines Familienleben bildete einen angenehmen Gegensatz zu dem lockeren Leben und Treiben an vielen frst-liehen Hfen der damaligen Zeit. 2. Maria Theresia als Negentin. Im Alter von vierundzwanzig Jahren bernahm Maria Theresia die Herrschaft in den sterreichischen Lndern. Wie im Fluge hatte sie die Anhnglichkeit ihrer Untertanen er-worben; ihre staatsmnnische Begabung und ihren starken Geist gegenber den schwersten Schicksalsschlgen zu zeigen, sollte sich ihr bald recht reiche Gelegenheit bieten. Obgleich sie wute, da trotz der Pragmatischen Sanktion ihre Thronfolge im Ausland nicht ohne Widerspruch bleiben wrde, ergriff sie doch im Vertrauen aus Gott und ihr gutes Recht mit Kraft und Ent-fchiedenheit bte Zgel der Regierung. Sie lie sich als Knigin von Bhmen und Ungarn und als Erzherzogin von sterreich huldigen und nahm ihren Gemahl als Mitregenten an. Gleich nach ihrer Thronbesteigung wurde sie in langwierige und schwere Kriege verwickelt, von allen Seiten drangen die Feinde auf sie ein, und eine Zeitlang schien es, als sollte die alte sterreichische Monarchie in Trmmer gehen. Im Augenblicke ihrer grten Not wandte sie sich voll Vertrauen an ihre Untertanen um Hilfe, und ihr Glaube an ihre Liebe und Ergebenheit sollte in der schnsten Weise belohnt werden. Als sie im Trauer-gewande, die Krone des hl. Stephan auf dem Haupte, mit Trnen auf den Wangen und ihr jngstes Kind auf den Armen vom Throne herab zu Preburg den Stnden Ungarns zurief: Von allen verlassen, nehme ich meine Zuflucht einzig und allein zur Treue der Ungarn und zu ihrer altbe-rhmten Tapferkeit," da machten ihre bewegten Worte und ihre hoheitsvolle Erscheinung auf die Versammelten den tiefsten Eindruck, und in heldenhafter Begeisterung riefen sie der hartbedrngten Frau zu: Leben und Blut fr Eure Majestt! Wir wollen sterben fr unsere Knigin Maria Theresia!" und den Worten folgte die Tat. Wenn sich Maria Theresia auch all ihren zum Teil mchtigen Feinden gegenber nicht immer als Siegerin hat behaupten knnen, so ist sie doch aus all den schweren Kmpfen ehrenvoll hervorgegangen. Am tiefsten schmerzte sie der Verlust Schlesiens, das sie nicht vergessen konnte. Erst nach dem Siebenjhrigen Kriege war es ihr vergnnt, ihre er-stannliche Ttigkeit zur Hebung der allgemeinen Wohlfahrt ihrer Untertanen zu zeigen; in mavoller Weise betrat sie die Bahn der Reformen nnb bezeugte hierbei ihre hohe Begabung als Regentin. An Stelle des alten Feudal-staates setzte sie den mobernen, dessen Begrnderin sie fr Osterreich wurde. Zur besseren Verwaltung ihrer Erblnder ging ihr Streben dahin, die einzelnen Teile der sterreichischen Monarchie zu einem festgefgten Reiche zu vereinigen; ihr gebhrt das Verdienst, den deutsch-bhmischen Ein-heitsstaat geschaffen zu haben, während Ungarn als selbstn-dige Reichshlste b estehen blieb. Die trennende Mannigfaltigkeit in

8. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 113

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
Felbiger, und betrt verdienstvollen Ferdinand Kindermann, dem spteren Bischof von Leitmeritz. Knnst und Wissenschaft war sie eine verstndige und warme Frderin; Wien wurde der Sammelplatz tchtiger Gelehrten und der berhmtesten Komponisten lheydn, Gluck, Mozart, Beethoven) jener Zeit; das Wiener Theater geno ein hohes Ansehen. Nicht minder sorgte die groe Frstin fr di? Belebung der Industrie und fr die Hebung von Handel und Verkehr. In Wien wurde eine Porzellan-sabrik gegrndet, bhmische Leinwand und Brnner Tuche waren weit der die Grenzen sterreichs bekannt und gesucht. Wien entwickelte sich zu einer Industriestadt, neue Wasser- und Landwege wurden angelegt, und sterreichi-sche Handelsschiffe brachten die reichen Erzeugnisse des heimischen Gewerbe-Fleies nach Kleinasien und den Hfen Indiens. 3. Maria Theresias letzte Lebensjahre. Der pltzliche Tod ihres Gemahls, des Kaisers Franz L, erschtterte die sonst so starke Frau so sehr, da sie bis zum Ende ihres Lebens die Trauerkleider nicht wieder ablegte. Zum Mitregenten in den sterreichischen Lndern ernannte sie ihren Sohn, den spteren Kaiser Joseph Ii. Ihr Lebensabend wurde noch getrbt durch die erste Teilung Polens, an der sie sich nur blutigen Herzens beteiligte, und durch den Bayerischen Erbfolgekrieg, deffen schnelle Beendigung ihrem entschiedenen Eingreifen zu verdanken ist; schon bald darauf starb sie. Zu dir, zu dir, ich komme, Gott, nimm meine Seele auf!" waren ihre letzten Worte. Mit Maria Theresia schied eine der edelsten Frauen aus dem Leben, die jemals die Krone getragen haben. Von ihren Untertanen wurde sie wie eine Mutter geliebt, ihren Feinden flte sie Bewunderung ein, und wegen ihrer Sittenreinheit, ihres herzlichen Familienlebens und ihrer edlen weiblichen Tugenden wurde sie geachtet von arm und reich, von hoch und niedrig. In Wien ist ihr in neuerer Zeit ein von der Meisterhand Zumbusch' geschaffenes, herrliches Denkmal gesetzt worden. Kart Vii. und Kranz I. Nach dem Tode Karls Vi. (S. 84) wurde Karl Albrecht von Bayern Kaiser. Whrend er sich zu Frankfurt a. M. mit vielem Pomp als Karl Vii. krnen lie, verlor er die Krone seines eigenen Landes; denn als in Frankfurt die Krnungsfeierlichkeiten stattfanden, besetzten die sterreicher Mnchen, wo sich Maria Theresia huldigen lie. Ihm folgte nach kurzer Negierungszeit der Kaiser Franz I., der Gemahl Maria Theresias. Die glnzenden Eigenschaften seiner Gemahlin stellten den einfachen und bescheidenen Fürsten zu sehr in Schatten. Die Krone war ihm eine Brde, und in den zwanzig Jahren, die er regierte, hat er nichts Nennens-wertes fr das Wohl des Deutschen Reiches getan; die Herrschaft in den sterreichischen Lndern fhrte Maria Theresia durchaus selbstherrlich. Bei seinen immerhin guten Geistesgaben und seinen nicht unbedeutenden Kennt-nissen aus dem Gebiete des Kriegs- und Finanzwesens htte er einen kleinen Staat glcklich machen knnen; aber fr die Gre und die verwickelten Ver-Brockmann. Lehrbuch der Geschichte Iii. o

9. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 110

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
110 Friedrich der Zweite". Das preuische Volk nannte seinen König spter gewhnlich den alten Fritz", die Mit- und Nachwelt hat ihm den Ehrennamen der Groe" gegeben. Der ihm geistesverwandte König Friedrich Wilhelm Iv. lie seinem groen Ahnherrn von der Meisterhand Rauchs ein herrliches Denkmal errichten. Hoch zu Ro, umgeben von seinen Generalen und Staatsmnnern, erblickt man den König in der Strae unter den Linden, gerade dem Palais gegenber, das der mchtige Heldenkaiser Wilhelm I. so lange Jahre bewohnt hatte. ') Durch Friedrich den Groen ist Preußen zu.einer europischen Gromacht geworden. Statt 120 000 qkm mit 2% Mill. Einwohnern hinterlie er seinem Nachfolger ein Land von 200000 qkm mit 6 Mill. Einwohnern. Der Wohlstand des Landes hatte durch die Belebung aller seiner Krfte einen lebhaften Aufschwung genommen, und namentlich in den Stdten wohnte ein wohlhabender Brgerstand. Die Finanz- und Rechtspflege war gut geordnet, die Verwaltung eine zielbewute, wenn auch strenge. Mit Recht schlo Friedrich sein Testament mit den Worten: Mge Preußen in hchster Blte bis an das Ende der Zeiten fortdauern." Der erste Deutsche Kaiser konnte 100 Jahre nach dem Tode Friedrichs des Groen behaupten: Alles, was wir Groes und Gutes heute in unserem Lande bewundern, ist auf dem Fundamente aufgebaut, das er gelegt hat." sterreich. Maria Theresia. 17401780. 2) Zu jenen edlen Herrschern und Herrscherinnen, die der aufgeklrten Absolntie zugetan und nach dem Vorbilde Friedrichs des Groen bestrebt waren, das Wohl ihrer Untertanen in geistiger und wirtschaftlicher Hinsicht zu heben, verdient an erster Stelle Maria Theresia, die Tochter Karls Vi., gezhlt zu werden. I. Maria Theresia als Jungfrau und Gattin. Maria Theresia war von hehrer Gestalt, ebenso schn wie gtig und von fromm-glnbiger Gesinnung. Ihre ungewhnlichen geistigen Gaben hatten eine vorzgliche Ausbildung erhalten; gern beschftigte sie sich mit Geschichte und fremden Sprachen, von denen sie mehrere mit groer Sicherheit beherrschte. Sie liebte Musik und Tanz, und da sich bei ihr edle weibliche Tugenden mit mnnlicher Entschlossenheit vereinigten, so machte es ihr Freude, zuweilen sogar an dem Vergngen der Jagd teilzunehmen. J) Erg. Nr. 23. -) Wacker, Lesebuch Iii Nr. 193: Kaiserin Maria Theresia." Vergleiche Gleims Gedicht: An Maria Theresia".

10. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 211

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
211 - die beiden ltesten Kinder, den Kronprinzen Friedrich Wilhelm und den Prinzen Wilhelm, mit an das Krankenlager. Nach einem heftigen Brust-krampfe neigte die Knigin das Haupt sanft zurck und schlo fr immer ihre schnen Augen. Mit den Worten: Herr Jesus, mache es kurz," endete sie ihr reines, wohlttiges Leben am 19. Juli 1810 im Alter von 34 Jahren. Zu Charlottenburg in dem dstern Fichtenhain" fand Preuens vielgeliebte Knigin ihre letzte Ruhesttte. In einem kostbaren Sarkophage, von der Meisterhand Rauchs geschaffen, harret sie der Auferstehung. Solange es fhlende Herzen gibt, wird es nicht an folchen fehlen, die mit Bewunderung und Rhrung an dem Marmorbilde der schlummernde Knigin stehen werden.a) Hrabmat der Knigin Luise von Bland). Iie wichtigeren Ereignisse in einigen Staaten Kuropas vom Jare 1815 bis zum Uevolutionszaljre 1848. 1. Deutschland. Die freiheitlichen Ideen der franzsischen Revolution hatten berall Verbreitung gefunden, und auch in den monarchischen Staaten war allgemein die Anschauung vertreten, da an Stelle der Absolntie die konstitutionelle Regierungsform treten, da dem Volke das Recht eingerumt werden mffe, an der Gesetzgebung und Verwaltung des Landes mitzuwirken. Diesem Verlangen des Volkes nach einer freien Verfassung kamen zuerst Nassau (1814) und der roherzog Karl August todu ') Vergleiche: Vor Rauchs Bste der Knigin Luise", von Theodor Krner, ferner: Auf den Tod der Knigin Luise" von M. von Schenkendorf und: An Luise, Knigin von Preußen", von H. von Kleist. Ter Luisenorden" wird als hchste Auszeichnung Frauen fr werkttige Nchstenliebe Verliehen. 14*
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